Artikel „Fachkräftemangel“ zur Wikipedia:
Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung
Liebe Leser und Leserinnen der Süddeutschen Zeitung, ich gratuliere Ihnen. Sie durften einem legendären Ereignis beiwohnen. Am Samstag, dem 05.10.19 hatten Sie endlich die Chance, als erste Abonnenten einer großen Tageszeitung hinter die Kulissen der Wikipedia blicken zu können.
Mit dem Artikel „Fachkräftemangel“ im Sonderteil „Buch zwei“ der SZ veröffentlichte Ihre Zeitung in der Rekordzeit von nur 4 Jahren nach Bekanntwerden der Sachverhalte als erstes großes tagesaktuelle Blatt einen Artikel!
Hier der Artikel im Netz: https://www.sueddeutsche.de/politik/wikipedia-manipulation-pr-ideologie-halbwissen-verleumdung-anonymitaet-1.4627785?reduced=true
Und dieser enthält nicht die üblichen Werbefloskeln zur Wikipedia, sondern gibt den Lesern Einblicke unter die Oberfläche in ein korruptes System aus Sichtern und Administratoren beim Onlinenachschlagewerk.
„Obskur“
Im Artikel wurden tatsächlich einige brisante Details veröffentlicht. Und die Recherchen dazu stammen zu einem nicht unerheblichen Teil aus meiner Feder und aus der Feder meines Mitstreiters. Wir sollten uns an dieser Stelle geehrt fühlen. Jedoch hat es die Süddeutsche bedauerlicher Weise versäumt, an den von uns übernommenen Stellen darauf hinzuweisen, dass die Daten von uns stammen. Jedoch nicht versäumt hat sie es, meinen Mitstreiter Dirk Pohlmann und mich, Markus Fiedler, an anderer Stelle zu nennen und in ein „obskures“ politisches Lager einzuordnen. Welches Lager das sein soll verrät uns der Artikel leider nicht. Dirk und ich waren derart überrascht über die Neuigkeit und haben daher noch schnell reflexartig bei allen erdenklichen extremistischen Vereinigungen nach unseren Mitgliedsausweisen nachgefragt, u.a. der Antifa, den Reichsbürgern, den örtlichen Hasenzüchtervereinen der CIA, dem BND, der NPD usw. Wir konnten erleichtert feststellen, dass es solche Dokumente nie gegeben hat. Wohl aber gibt es einen Gewerkschaftsausweis bei mir und einen abgelaufenen Mitgliedsausweis von den Grünen bei Dirk Pohlmann und über 30 Arte- und ZDF-Dokumentationen. Das ist natürlich obskur!
„Keine Objektiven Journalisten“
Auch seinen wir „keine objektiven Journalisten“. Leider erfahren wir über den Grund dieser Einordnung gar nichts. Zusätzlich schreibt der ganz und gar nicht obskure und objektive Journalist Urban, dass wir eine „eigene Agenda“ hätten. Und hier wird dann endlich ein Grund genannt:
Wir „beschreiben eine Unterwanderung der Wikipedia durch linksradikale, dabei proamerikanische und proisraelische Gruppen.“ Eine vollkommen abstruse These, so wird das Ihnen, den Lesern präsentiert. Ja, liebe Leser, das ist natürlich ein Ding! Linke, die uneingeschränkt für Amerika und Israel sind. Die gibts doch gar nicht! Doch es gibt sie: Die Typen heißen laut Verfassungsschutz „Antideutsche“ und die sind gar nicht wirklich links, sondern rechts im politischen Spektrum einzuordnen.
Und wenn man ständig diese Truppe in der Wikipedia am Wirken sieht, dann darf man das auf keinen Fall sagen, denn das ist dann eine Agenda! Jawohl.
Auf gar keinen Fall ist das eine Mustererkennung und eine Theorie die bereits in vielen Fällen erfolgreich auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden konnte.
Außerdem gefällt dem agendalosen Autor Herr Urban gar nicht, dass ich zum „umstrittenen“ Internetportal KenFM Beiträge beigesteuert habe. Das waren namentlich die Dokumentationen „die dunkle Seite der Wikipedia“ und „Zensur“, beide im Netz frei anzuschauen.
Tja, das ist natürlich von mir außerordentlich gemein gewesen. Da habe ich doch vor vier Jahren nicht zuerst den Film der Süddeutschen angeboten! So geht‘s aber nicht! Und jetzt bin ich auch obskur, weil ich ich mir in den Augen von Herrn Urban ein ganz schlimmes Medienportal ausgesucht habe.
Und dieser Sender KenFM ist ganz „umstritten“, weil er die Steuerung der Mainstream-Medien durch eine amerikafreundliche Lobby propagiert. Ja, das ist natürlich ganz schlimm! Wie kann man sowas auch nur denken? Mindestens genau so schlimm ist das ZDF-Satiremagazin „Die Anstalt“, das die unumstrittene Süddeutsche Zeitung und andere Qualitätsblätter mit der Sendung vom 29.04.14 bei Minute 41 als „Lokalausgabe der NATO-Pressestelle“ klassifiziert. Ja, könnte es daran liegen, dass einige der Redakteure der Süddeutschen regelmäßig bei amerikafreundlichen Lobbyorganisationen abhängen? Zum Beispiel ist der Leiter des außenpolitischen Ressorts der Süddeutschen Stefan Kornelius Mitglied der Atlantikbrücke, der deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik und der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Aber das ist nur eine Verschwörungstheorie dieser obskuren Kabarettisten vom ZDF, die ganz sicher nicht objektiv recherchieren, sondern auch eine Agenda haben. Die Süddeutsche würde natürlich niemals proamerikanische Propaganda machen! Gehen Sie bitte weiter, es gibt hier nichts zu sehen!
kleine Auslassungen
In diesem Zusammenhang ist es für Sie als Leser und Leserinnen sehr interessant, was alles nicht im Artikel der Süddeutschen steht. Zum Beispiel stellt Herr Urban richtig fest, dass meine Dokumentation schon vor vier Jahren das Schlechtschreiben von Personenartikeln in der Wikipedia ausführlich thematisiert hat.
Er lässt aber aus, an welchem Beispiel ich das verdeutlicht habe. Da geht es rein zufällig um den Historiker Daniele Ganser, der über seine Dissertation zum Thema Nato-Geheimarmeen als Experte für Staatsterror in Europa bekannt wurde und als Kritiker der NATO und der USA gilt. Aber das Thema langweilt Sie sicher. Auch über Gansers Veröffentlichungen zu 9/11 sind Sie natürlich bestens informiert. Sie als Leser der Süddeutschen wissen ja bereits, dass es da genügend Gründe gibt, den offiziellen Verlautbarungen zum 11. September 2001 nicht zu trauen, weil Ihre Zeitung darüber schon in epischer Breite berichtet hat und selbstverständlich nicht alle zehn Wörter den Begriff „Verschwörungstheorie“ einfließen lässt. Nur um Beweise als abwegige Meinungen von Spinnern darzustellen. Das würde Ihre Zeitung niemals machen! Sie wissen selbstverständlich auch, dass unter dem Stichwort „Gladio“ Geheimtruppen bekannt wurden. Für diese Truppen wurden Altnazis und Ultrarechte rekrutiert. Und dass diese u.a. in Italien Terroranschläge ausgeführt haben, unterstützt von der CIA, das langweilt Sie jetzt sicher zu Tode, weil die Süddeutsche Zeitung darüber schon ausführlichst berichtet hat. Auch würde die Zeitung sich niemals an Rufmordkampagnen gegen einzelne Personen beteiligen.
Tja, da muss ich wohl halluziniert haben, als ich feststellte, dass ein gewisser Wikipediaautor „Kopilot“ sehr unschöne Zitate aus dem Artikel „Umstrittener Historiker spricht in München“ der Süddeutschen in den Wikipedia-Artikel zu Daniele Ganser eingebaut hat.
Und dass gleicher Kopilot im Artikel zu „Gladio“ in der Wikipedia eine beispiellose Wissensvernichtung zelebriert hat, in dem er 80% des Textes löschte, interessiert sie auch nicht, denn Sie sind bereits bestens über Gladio informiert durch ihre durchweg natokritische Süddeutsche Zeitung. Das ist fein.
Wie dem auch sei. Es ist einfach dumm gelaufen, dass im Artikel vom nicht obskuren, agendalosen und objektiven Herrn Urban zur Wikipedia dann auch noch ein paar kleine Fehler versteckt sind.
Herr Urban findet es im Artikel zum Beispiel nicht gut, dass ein Themenkomplex wie die Zeit des Nationalsozialismus von einem arbeitslosen Klavierlehrer und einem aus dem Schuldienst ausgeschiedenen Lateinlehrer und nicht von renommierten Historikern geschrieben wird. Ja da hat er Recht, das ist ja auch wirklich ein tolles Ding! – Wenn es denn so stimmen würde. –
Kleine Fehler
Ich dachte mir, dass es sie als Leser sicherlich interessieren wird, dass der Klavierlehrer gar nicht arbeitslos ist, sondern immer noch als Diplommusiker eine Anstellung an der Uni Osnabrück hat. Der Lateinlehrer ist nicht nur aus dem Schuldienst ausgeschieden, sondern arbeitet jetzt in der hamburgischen Behörde für Schule und Berufsbildung. Das sieht eher nach einer Beförderung aus. Und dann auch noch u.a. für das Schulfach Geschichte! Denn durch einen dummen Zufall hat Herr Urban auch vergessen, dass der Lateinlehrer auch noch ein zweites Fach studiert hat. Ganz nebenbei hat dieser Lateinlehrer auch noch im Fach Geschichte eine Dissertation geschrieben! Und dann haben wir hier plötzlich nicht einen blutigen Laien sondern einen promovierten Historiker, dessen Thema der Doktorarbeit rein zufällig auch mit dem dritten Reich zu tun hat. Und ausgerechnet dieser Typ schreibt dann in Artikeln, die mit dem dritten Reich zu tun haben. Heiliges Blechle! Das ist eine Sensationsmeldung!
Ich vergaß noch, dass dieser Lehrer aus Hamburg auch in ein obskures Lager gehört, das schreibt zumindest der objektive Journalist Herr Urban. Ich sehe hier absolut keine Agenda! Sehen Sie eine?
kein Interview
Hätte man die obskuren, nicht objektiven und agendagetriebenen Autoren Dirk Pohlmann und Markus Fiedler interviewt, hätten sie dazu natürlich korrigierend Auskunft geben können. Interviewt wurden sie aber nicht. Statt dessen haben Dirk Pohlmann und Markus Fiedler schon mehrfach Interviews dem schlimmen Russensender „RT Deutsch“ gegeben. Das geht ja wohl gar nicht!
Falls die beiden von der Süddeutschen gefragt worden wären, hätten sie evtl. noch die nette Anekdote hinzugefügt, dass die eigentliche Schlagzeile gewesen wäre, dass besagter Latein- und Geschichtslehrer in zahlreichen Wikipediaartikeln seine Doktorarbeit selbst als Quelle eingetragen hat und ihr damit eine scheinbare Relevanz gegeben hat, die ihr objektiv betrachtet gar nicht zusteht. Aber was wissen die zwei schon von Objektivität. Objektivität gibt’s nur bei der SZ! Und natürlich hätten die zwei noch zahlreiche andere Dinge zum Latein und Geschichtslehrer erzählen können, der sich übrigens in der Wikipedia „Phi“ und im Realleben Dr. Philipp Heyde nennt. Aber dafür fehlt hier jetzt der Platz. Platz hat Herr Urban auch nicht gehabt, für die vielen anderen Details. Aber er bedient sich fleißig bei unseren Recherchen. Also bei den Typen, die laut Herrn Urban nicht so ganz koscher sind. Vielen Dank für die Blumen! Aber das Bedienen fällt dann doch höchst selektiv aus. Der Herr Urban umgeht alle nato- und israelkritischen Themenfelder. Z.B. dass der nun doch nicht arbeitslose Klavierlehrer sich in der Wikipedia „Kopilot“ nennt und im Realleben Gerhard Sattler heißt. Auch dass dieser ein wahrer Vielschreiber ist und früher unter den Namen „Jesusfreund“ vorwiegend Artikel aus dem theologischen Umfeld unsicher gemacht hat und nun quasi zu allen Themen als Universalgenie etwas beitragen kann, mit Vorliebe in politischen Themen. Und dass er den Artikel zum NATO-kritiker Daniele Ganser schlechtschreibt und den Themenkomplex zu 9/11 insgesamt wie ein Schießhund bewacht. Davon erfahren Sie nichts. Und vom Foltergefängnis Anlage 1391 in Israel erfahren Sie auch nichts. Naja, das ist ja auch ein nicht jugendfreier Erzählstoff mit Analvergewaltigungen beim Verhör von Gefangenen, Gefangene die spurlos verschwinden und dergleichen mehr. Da schmeckt dann auch der Nachmittagstee nicht mehr. Da kann man schon verstehen, dass die Süddeutsche Zeitung hier Rücksicht auf Ihren Magen nimmt. Außerdem ist das auch keine Sensationsmeldung, ich bitte Sie…. Und eine Agenda kann ich hier auch beim besten Willen nicht erkennen.
Feliks
Fehlern passieren, alles nicht so schlimm. Und dann war da noch der Wikipediaautor mit dem Pseudonym „Feliks“, der Mitglied der Linkspartei ist und laut Herrn Urban in etwa 50 Fällen Mitglieder der Linkspartei als „antisemitisch“ bezeichnet haben soll. Da haben sich leider nur schon wieder ein paar kleine Fehler eingeschlichen. Feliks hat zwar Artikel zu 50 Parteimitgliedern editiert, er hat aber nur ca. ein dutzend der Parteimitglieder diskreditiert z.B. durch Assoziation mit „Antisemitismus“ und anderen unschönen Dingen. Andere wiederum hat er schöngeschrieben, je nach dem, wie sich die Parteimitglieder zur israelischen Politik stellen.
Dazu gibt es in der Süddeutschen inzwischen eine Korrektur. Nicht aber den Hinweis, dass der Korrekturhinweis auf diesen durchaus justiziablen Fauxpas von mir kam.
Bitte richtig abschreiben!
Es wäre sehr schön, wenn die agendalosen und objektiv recherchierenden Journalisten der Süddeutschen, beim nächsten Mal etwas sorgfältiger bei Dirk und mir abschreiben und das ganze mit einer sauberen Quellenangabe versehen könnten. Dann käme der geneigte Leser nämlich nicht auf die Idee, dass es sich bei dem Artikel aus der Süddeutschen um ein Teilplagiat handelt! Und die Leserschaft der Süddeutschen hätte sich sich am Original noch etwas ausführlicher informieren und evtl. die Richtigkeit des Zeitungsartikels nachprüfen können. Aber Quellenangaben in der Süddeutschen? Ja liebe Leser nun hören Sie schon auf zu lachen, ist ja gut. Man kann nicht alles erwarten von so einem unumstrittenen Blatt.
Aber wie gesagt, liebe Leser, ich gratuliere Ihnen trotzdem, dass Sie jetzt endlich nach vier langen Jahren Durststrecke in einem tagesaktuellen Blatt auch etwas Substanzielles über die Wikipedia erfahren. Und gucken Sie bitte nicht bei KenFM oder dem bösen Russensender vorbei. Nicht dass Sie denken, dass sie dort schon vier Jahre früher die Möglichkeit gehabt hätten, sich viel genauer über das Thema zu informieren, als Ihnen das jemals in der Süddeutschen Zeitung gelingen wird.
Verschwörungstheorie!
Und glauben Sie bitte ja nicht, dass diese Artikelserie in der Süddeutschen etwas damit zu tun hatte, dass vor ca. einem dreiviertel Jahr der Feliks den Wikipediaartikel zur Süddeutschen Zeitung mit zahlreichen Assoziationen zu Antisemitismus quasi auf „Stürmer“-Nazipropagandablattniveau heruntergeschrieben hat und derzeit mit Abstand der Hauptautor dieses Wikipediaartikels ist. Das ist nur eine Verschwörungstheorie von diesen obskuren Journalisten Dirk Pohlmann und Markus Fiedler. Wer weiß, was die für eine Agenda haben…
Gehen Sie bitte weiter! Es gibt da bei KenFM und RT-Deutsch nichts zu sehen! Bitte weitergehen!
Markus Fiedler
P.S.: Und ja, wir haben eine Agenda, sie lautet: Sagen was ist! Ohne Filter.
P.P.S.: Schauen Sie doch mal bei uns vorbei: Geschichten aus Wikikausen, www.wikihausen.de